Workshop: Der Strom von nebenan

17. Februar 2016
Dachsaal, Urania
Uraniastraße 1
1010 Wien

Dieser "Stadt der Zukunft"-Themenworkshop ist der rechtlichen und wirtschaftlichen Machbarkeit dezentraler Erzeugung von PV-Strom an Gebäuden gewidmet.

Veranstalter

BMVIT Bundesministerium für Verkehr Innovation und Technologie - Abteilung für Energie- und Umwelttechnologien in Zusammenarbeit mit dem IIBW- Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen GmbH.

Rückblick & Vortragsunterlagen

Der Themenworkshop war zugleich die Abschlussveranstaltung des Forschungsprojekts StromBIZ, in dem die rechtliche und wirtschaftliche Feasibility von dezentraler Stromerzeugung und -distribution untersucht wurde. Beim Themenworkshop wurden u.a. vier der im Projekt entwickelten Geschäftsmodelle vorgestellt.

Zwei weitere Projekte wurden präsentiert: In EigenlastCluster wurde in der Gemeinde Großschönau die Bildung von Gebäudeclustern, die den Eigenverbrauch dezentraler Energie erhöhen sollten, auch im Zusammenhang mit Demand Side Management-Maßnahmen sowie mit dem Einsatz von Speichern untersucht.
Vom Projekt Smart Services wurde ein Business Case zur Optimierung der Direktnutzung von PV-Strom anhand eines Bauvorhabens in Zell am See vorgestellt.

Unterlagen zu allen Vorträgen stehen nachstehend zum Download zur Verfügung.

Spannend verlief auch die abschließende Podiumsdiskussion zum "PV-Strom von nebenan":

Wolfgang Amann (IIBW), Koordinator des Forschungsprojekts StromBIZ und Moderator der Podiumsdiskussion, wies darauf hin, dass es für ein „Ausrollen“ von PV im großvolumigen Wohnbau unabdingbar sei, den dezentral erzeugten Strom in die Wohnungen zu bringen, was nach heutiger Rechtslage nicht möglich sei.

Andreas Sommer vom BMWFW warf zu Beginn der Diskussion Fragen zur Errichtung und zum Betrieb von Photovoltaikanlagen auf, die ins Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz Eingang finden könnten, z.B. die Definition der nachträglichen Installation von PV-Anlagen als „Stand der Technik“ oder ob gemeinnützige Bauvereinigungen bei Vorhandensein einer PV-Anlage zur Umsetzung von Verrechnungsmodellen zum größtmöglichen Nutzen der BewohnerInnen verpflichtet werden können.

Harald Proidl von der e-control nahm Bezug auf den Vorwurf möglicher Einschränkungen durch das Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz ElWOG, das u.a. die Rechte und Pflichten der KundInnen regelt. Er meinte, im Bezug auf die Nutzung von Photovoltaik in Wohnhausanlagen sei nicht nur das ElWOG zu ändern, sondern insbesondere auch das Mietrechtsgesetz und das Wohnungseigentumsgesetz.

Heidemarie Rest-Hinterseer von der AEE Salzburg sprach sich für eine Erhöhung der Generierung erneuerbarer Energie in Städten aus, z.B. durch die Nutzung bisher unbespielter Flächen. Bereits 2014 haben die Landesenergiereferenten das Thema der Netze aufgegriffen, die Initiative sei an drei EVUs gescheitert. Ihr sei es ein Anliegen, Gerechtigkeit in der Förderlandschaft herzustellen, damit auch Menschen ohne eigenes Hausdach in den Genuss von Photovoltaik-Förderungen kommen können.

Harald Prokschy von der EVN verwies darauf, dass Energieversorgungs-Unternehmen in vielen Forschungsprojekten engagiert seien. Die Energielieferanten bieten mittlerweile auch Services und Dienstleistungen rund um Energieanwendungen wie z.B. PV und Batteriespeicher an, müssten aber innerhalb klarer technischer und rechtlicher Richtlinien handeln und sowohl elektrotechnische als auch sicherheitstechnische Anforderungen berücksichtigten. Nachhaltigkeit sei ein volkswirtschaftliches Anliegen, das mit den Instrumenten eines liberalisierten Markts nicht immer so leicht umgesetzt werden könnte.

Hubert Fechner vom FH Technikum Wien betonte, dass es wichtig sei, die zukunftsfähige Stromversorgung in Österreich engagiert auszubauen. Die Konzentration auf eine Optimierung der Eigennutzung von PV-Strom führe weg von einer solidarischen Stromnutzung und verringere den möglichen und notwendigen Ausbau. Er erhob die Forderung nach neuen Rahmenbedingungen für die Förderung der erneuerbaren Stromerzeugung. Fossile Energie würde auch in Österreich noch immer stärker gefördert als Erneuerbare. Man sollte speziell PV-Strom neu bewerten und alle externen Kosten der Stromerzeugung fair internalisieren, bzw. wenn dies nicht erfolgt, weiterhin die höheren Gestehungskosten der Photovoltaik entsprechend vergüten.

Harald Proidl meinte dazu, dass die Strommarktliberalisierung verschiedene Preise für unterschiedliche Technologien ermögliche. Ein Mehr an Förderungen müsse aber von den StromkundInnen bezahlt werden, wohingegen sich PV-Anlagen bei hoher Eigennutzung vor Ort auch ohne Förderung rechnen würden.

Heidemarie Rest-Hinterseer warnte davor, nur auf die Kosten zu schauen, und verwies auf den Beitrag der Erneuerbaren Energien zur Wirtschaftsleistung in Deutschland. Es sei wichtig, Umweltkosten in den Strompreis einzuberechnen. Elektrische Energie müsse im Sinne ihres Nutzens gut eingesetzt werden. Auch im neu gestarteten „Stadt der Zukunft“-Projekt PV4residents würden derzeit technische, rechtliche, administrative, nutzerbasierte und wirtschaftliche Barrieren für PV-Gemeinschaftsanlagen auf Mehrparteienhäusern zur Vor-Ort Nutzung analysiert und nach Lösungen gesucht.

Andreas Sommer meinte, Suffizienz sei eine berechtigte Forderung. Von den drei „großen“ Gesetzen zum Wohnrecht (MRG, WEG, WGG), sei das Wohnungseigentumsgesetz am leichtesten zu Gunsten der Nutzung von Photovoltaik zu ändern.

Aus dem Publikum kam der Ruf nach möglichst einfachen Modellen und Lösungen.

aws Wirtschaftscervice - Wilhelm Hantsch-Linhart (pdf, 171.7 kB)

StromBIZ -Geschäftsmodelle dezentrale Stromerzeugung und Distribution Rahmenbedingungen und Eckpunkte; FH?Doz.Dr. Wolfgang Amann (pdf, 149.7 kB)

StromBIZ - Geschäftsmodelle dezentrale Stromerzeugung und Distribution Grundlagen der wirtschaftlichen Feasibility; Markus Schwarz, Energieinstitut an der JKU (pdf, 685.1 kB)

StromBIZ -Geschäftsmodelle dezentrale Stromerzeugung und Distribution Geschäftsmodell 'Pauschaler Nutzungsvertrag"; Mag. Walter Tancsits (pdf, 169.6 kB)

StromBIZ -Geschäftsmodelle dezentrale Stromerzeugung und Distribution Geschäftsmodell 'Neubau Grünes Wohnen"; DI Carola Fleissner (pdf, 106.1 kB)

StromBIZ -Geschäftsmodelle dezentrale Stromerzeugung und Distribution Lösungsansatz 'Kaufmännisch?bilanzielle Weitergabe der PV?Erträge an Haushalte"; DI Carola Fleissner (pdf, 107.9 kB)

StromBIZ -Geschäftsmodelle dezentrale Stromerzeugung und Distribution 'PV?Genossenschaftsmodell"; DI Gerald Batelka (pdf, 251.5 kB)

Smart Services für ressourcenoptimierte urbane Energiesysteme von Stadtteilen; Gerhard Hofer, e7 Energie Markt Analyse GmbH (pdf, 223.2 kB)

Der Strom von nebenan -Stadt der Zukunft Themenworkshop, Eigenlast Cluster; Bettina Frantes, Sonnenplatz Großschönau & Wolfgang Prüggler, MOOSMOAR Energies OG (pdf, 910.0 kB)

StromBIZ -Geschäftsmodelle dezentrale Stromerzeugung und Distribution Besonderheiten der rechtlichen Feasibility; Valentin Engelbert (pdf, 300.6 kB)

Galerie

Inhaltsbeschreibung

Das Programm "Stadt der Zukunft" will zum Transformationsprozess in Richtung nachhaltig ausgerichteter, zukunftsfähiger Städte beitragen. Dies erfordert zum einen neue oder verbesserte intelligente Technologien, zum anderen aber auch die Untersuchung rechtlicher und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle.

Dieser "Stadt der Zukunft"-Themenworkshop ist zugleich die Abschlussveranstaltung des Projekts StromBIZ, in dem Geschäftsmodelle dezentraler Stromerzeugung und Distribution erarbeitet wurden.

Dabei geht es neben der wirtschaftlichen Feasibility schwerpunktmäßig um die Prüfung der rechtlichen Machbarkeit der entwickelten Modelle im Hinblick auf Energierecht, Wohnrecht und Steuerrecht.

Im Projekt "Eigenlast Cluster" wurden in der Gemeinde Großschönau Ansätze zur Steigerung des Eigenverbrauchs von Strom durch Gebäudecluster und aktive Speicher bewertet. Auch Ergebnisse des laufenden Projekts Smart Services werden präsentiert, das der Integration von Energienachfrage und Energieversorgung auf der Ebene von Stadtteilen gewidmet ist.

In einer abschließenden Diskussion wird die Zukunft der dezentralen Stromerzeugung beleuchtet, einen Schwerpunkt bilden die Erkenntnisse einer Arbeitsgruppe der österreichischen Bundesländer zu den Möglichkeiten der Nutzung von PV-Strom in Wohnhausanlagen.

Programm

  • 9:30 Begrüßung

    • Isabella Zwerger, BMVIT
    • Wilhelm Hantsch-Linhart, aws – Austria Wirtschaftsservice
  • 9:40 Rahmenbedingungen und Eckpunkte des Projekts StromBIZ
    Wolfgang Amann, IIBW
  • 10:05 Grundlagen der wirtschaftlichen Feasibility
    Markus Schwarz, EIL
  • 10:20 Vorstellung dreier Geschäftsmodelle

    • Walter Tancsits, IIBW/ STUWO AG
    • Carola Fleissner, IIBW/ BDN Fleissner & Partner GmbH
    • Gerald Batelka, Wien-Süd Gemeinnützige Bau- und Wohnungsgenossenschaft
  • 11:00 Smart Services für ressourcenoptimierte urbane Energiesysteme von Stadtteilen
    Gerhard Hofer, e7
  • 11:15 Pause
  • 11:45 Erhöhung der Wirtschaftlichkeit durch Steigerung des Eigenverbrauchs durch Gebäudecluster und Speicherung – Projekt Eigenlast Clust

    • Bettina Frantes, Sonnenplatz Großschönau GmbH
    • Wolfgang Prüggler, MOOSMOAR Energies
  • 12:15 Besonderheiten der rechtlichen Feasibility
    Valentin Engelbert, Hasberger_Seitz & Partner Rechtsanwälte GmbH
  • 12:35 Podiumsdiskussion

    • Hubert Fechner, FH Technikum Wien
    • Harald Proidl, e-control
    • Harald Prokschy, EVN
    • Heidemarie Rest-Hinterseer, AEE Salzburg
    • Andreas Sommer, BMWFW
    Moderation: Wolfgang Amann
  • Ab 13:45 Vernetzung am Büffet

Moderation: Claudia Dankl, ÖGUT – Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik, Arbeitsgruppe "Stadt der Zukunft"

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Kontaktadresse

Claudia Dankl
ÖGUT - Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik
Hollandstraße 10/46
A-1020 Wien
Tel.: +43 (1) 315 63 93-24
E-Mail: claudia.dankl@oegut.at